Studienprodukt 1 

"Ein sprachintegrativer Unterrichtsverlauf"

 

 

Erstellen Sie einen sprachintegrativen Unterrichtsverlauf.

 

Klassenstufe:

  1. Klasse an einer christlichen Privatschule in Nordjütland

 

Zeitfenster:

Eine Doppelstunde mit 80 min oder der erste Teil eines Fachtages Deutsch (auch circa 80 min).

 

Situation/kurze Beschreibung:

Die Schüler haben Deutsch seit der 5. Klasse. Für die meisten Schüler ist das Deutsch lernen eine Herausforderung. Sie haben bislang noch nicht sprachintegrativ gearbeitet. Im Unterrichtsverlauf sollen die Schüler, mittels eines Sprachporträts, mehr Bewusstsein darüber erlangen, was sie schon können. Das Sprachporträt soll zur Anerkennung dienen, dass alle Sprachen im Klassenzimmer wertvoll sind. Damit soll das Bewusstsein wachsen, dass das Vorwissen über andere Sprachen als Ressource gebraucht werden kann, die deutsche Sprache zu lernen. Weiterhin werden wir mit Aufgaben arbeiten, die zeigen, wie transparent Deutsch, Dänisch und Englisch sind. Alle drei Sprachen werden an dieser Schule unterrichtet. Aufgrund der germanischen Herkunft dieser drei Sprachen gibt es viele Gemeinsamkeiten, die wir uns zunutze machen wollen. Es gibt auch Unterschiede und sogar “falsche Freunde”, was wir in einem anderen Unterrichtsverlauf beleuchten werden. In dem aktuellen Unterrichtsverlauf liegt der Fokus auf der Transparenz dieser drei Sprachen. Zuletzt werden die Schüler einer authentischen Situation ausgesetzt, in der sie eine echte Deutsche treffen.

 

 

Thema:

 

Was du alles schon kannst und weißt.

Lerne deine Ressourcen kennen und gebrauche sie.

 

 

Lernziele:

 

  1. Mittels des Sprachporträts sollen die Schüler darüber reflektieren, welche Sprachen sie schon können und wieviel diese Sprachen in ihrem Leben füllen. Damit erhöht sich das Bewusstsein für Sprache generell, aber auch das Bewusstsein für ihre Ressourcen, die beim Erlernen der deutschen Sprache helfen können.
  2. Das Bewusstsein für Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutsch, Englisch und Dänisch führt zu Aha-Erlebnissen. Das kann eine Steigerung des Selbstvertrauens im Schüler auslösen und die Motivation erhöhen Deutsch zu lernen und nicht bei null anfangen zu müssen.
  3. “Ich treffe eine Deutsche Frau und habe ein Gespräch mit ihr” – eine authentische Situation - ein Gespräch mit einer echten Deutschen. Das Ziel dieser Übung ist es den Schülern die Möglichkeit zu geben Hörverständnis zu üben, Kommunikations- und Ratestrategien auszuprobieren.

 

bevor wir mit den 3 Unterrichtsaktivitäten beginnen:

 

  1. Besprechen wir, was wir heute machen. Erst schauen wir uns den Titel des Unterrichtsverlaufs an.

 

”Was du alles schon kannst und weißt.

Lerne deine Ressourcen kennen und gebrauche sie.

(dieser Titel steht auf Slide 1/ Power Point Präsentation)

 

Ich erkläre den Schülern kurz auf Dänisch, dass sie eigentlich schon ganz viel wissen und können, denn wenn man Dänisch und Englisch versteht, versteht man eigentlich schon recht viel Deutsch. Es gibt nämlich viele Gemeinsamkeiten. Weiterhin erkläre ich ihnen, dass wir uns heute solche Gemeinsamkeiten anschauen werden. Ich erwähne an dieser Stelle auch, dass es einige Unterschiede, sogar auch ”Falsche Freunde”, gibt, die wir uns in einer der nächsten Stunden anschauen werden.

 

  1. Ich erkläre kurz alle Aufgaben (Slide 2):
  2. Sprachporträt
  3. Das “Vater Unser” in drei Sprachen
  4. “Ich treffe eine deutsche Frau und habe ein Gespräch mit ihr” – eine authentische Situation. Ihr stellt Fragen und die Deutsche Frau antwortet.

 

3 Unterrichtsaktivitäten:

 

Übung 1 - Sprachporträt

 

Alle Schüler bekommen eine Kopie in A4 mit einer leeren Körpersilhouette, welche ausgemalt werden soll. Hierbei sollen sich die Schüler darüber bewusstwerden, welche Sprachen sie sprechen und kennen. Aber auch, welche Sprachen sie gerne lernen würden oder in einer anderen Art und Weise eine Verbindung spüren.

 

Ich gebe den Schülern verschiedene Beispiele von angefertigten Sprachporträts, die ich im Internet fand. Das soll den Schülern Ideen geben, wie sie die Aufgabe lösen können. Diese Beispiele zeigen, dass einige Personen Flaggen benutzten, um malerisch auszudrücken, welche Sprachen sie sprechen oder zu welcher Sprache sie eine Verbindung haben. Andere wiederum benutzten Farben für die verschiedenen Sprachen und machten neben der Silhouette eine Art Inhaltsverzeichnis, was zeigt, welche Farbe welcher Sprache zugeordnet ist.  

Ich habe selbst auch ein Sprachporträt angefertigt, was ich den Schülern zeige. Ich entschied mich das Porträt in A3 anzufertigen, damit alle Schüler im Klassenzimmer das Porträt gut sehen können. Ich benutzte Flaggen, die zeigen, zu welchen Sprachen ich eine Verbindung habe. Hier können die Schüler sehen, dass die deutsche Flagge als Herzform in der Mitte der Silhouette ist, weil ich Deutsche bin und mein Land und meine Sprache liebe.

Ich erkläre den Schülern, dass gewisse Körperteile eine bestimmte Funktion ausdrücken könnten, und gebe ihnen ein Beispiel. Man kann z.B. eine britische und /oder eine amerikanische Flagge in den Füßen zeichnen, wenn man Englisch eher mit dem Reisen verbindet – also unterwegs zu sein. Die Schüler können auch sehen, dass ich eine französische Flagge im rechten Oberschenkel zeichnete. Ich erkläre ihnen, dass ich Französisch in der Schule hatte, aber nicht wirklich eine Verbindung zum Land habe. Der Oberschenkel gibt zum Ausdruck, dass ich gerne besser im Französisch-sprechen wäre, um es auf Reisen (unterwegs sein/Füße) nutzen zu können.   

Ich gebe zum Ausdruck, dass all diese Beispiele, nur als Beispiele dienen. Die Schüler sollen sich frei fühlen ihren eigenen Ausdruck zu finden.

 

Das Ziel dieser Übung ist, dass die Schüler selbst über ihre sprachlichen Ressourcen reflektieren.

 

Zum Schluss gibt es die Möglichkeit das eigene Sprachporträt mündlich vor der Klasse zu präsentieren (circa 5 Schüler). Hierbei kann ich, als Lehrerin, Fragen stellen, wie z.B. ”Warum hast du die norwegische Flagge in deinen Kopf gezeichnet? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?”.

 

In der Pause hänge ich die Sprachporträte im Klassenzimmer auf, was auch der Anerkennung und Wertschätzung aller Sprachen dient, die sich im Klassenzimmer befinden.

 

 

 

Übung 2 - Der Vergleich der englischen, dänischen und deutschen Sprache - das Vater Unser

 

Ich bin Lehrerin auf einer christlichen Schule. Hier werden mehrere Male in der Woche Andachten gehalten und mit dem „Vater Unser“ abgeschlossen. Ich möchte mir zunutze machen, dass alle Schüler, auch mit nicht-christlichem Hintergrund, das „Vater Unser“ kennen. Bei dieser Übung geht es nicht um die Beziehung zu Gott, sondern um den Wortschatz, der sich im „Vater Unser“ zeigt. Hier gibt es nämlich einige transparente Worte, aber auch deutliche Unterschiede. Ich habe das „Vater Unser“ umgeschrieben und dabei die drei Sprachen miteinander vermischt.

 

  • Die Schüler arbeiten in 4er-Gruppen
  • Alle bekommen eine Kopie mit den ersten 6 Zeilen des ”Vater Unsers” in drei Sprachen.

 

  1. In der Gruppe lesen sie den Text zusammen und laut. Dabei entstehen sicher schon die ersten Gespräche darüber, wie ähnlich gewisse Worte sind (speziell die Worte, die sehr transparent sind). Dieser Austausch zwischen den Schülern hat einen großen Wert in der sprachintegrativen Didaktik, weil das Bewusstsein für Sprache und Ressourcen gefördert wird.

 

Unser Vater in himlene.

Geheiligt be din Name.

din kingdom komme.

Dein will ske.

Im Himmel as på jorden.

Give uns heute vores dagligt Brot.

 

  1. Auf der anderen Seite der Kopie befindet sich eine Tabelle. Dort steht:

Vervollständigt die Tabelle. Finde das passende englische, dänische und/oder deutsche Wort. In der vierten Spalte          kannst du auch eine andere Sprache hinzufügen.

(Vielleicht entscheide ich mich diese Aufgabenstellung in dänisch zu schreiben, damit ich mir sicher bin, dass alle Schüler die Aufgabe verstehen.)

 

Die Schüler arbeiten weiterhin in ihrer Gruppe. Sie müssen zusammen entscheiden, welche Transparenz sie jedem Wort geben. Dabei tauschen die Schüler miteinander aus, was sie denken und diskutieren. Das hat einen großen Wert hat. Es fördert das sprachliche Bewusstsein.

Ich habe selbst die Tabelle ausgefüllt und markiert. Wenn die Schüler in den Gruppen fertig sind mit der Aufgabe (nach circa 15 min), gehen wir die Tabelle zusammen durch. Mit dem Projektor können wir meine fertige Tabelle auf dem Großbildschirm sehen. Hierbei erkläre ich den Schülern, dass es möglich ist, dass ich ein Wort grün bewertet habe und ein anderer gelb. Das hat damit zu tun, dass jeder Transparenz anders erlebt. Manche sehen ein Wort erst für transparent, wenn es sich fast vollständig ähnelt und andere sind da ein bisschen mehr „large“.

Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass es viele grün- und gelbmarkierte Worte gibt. Ich spreche mit der Klasse über meine eigene Erfahrung Dänisch zu lernen. Ich finde es gibt sehr viele dänische Worte, die dem deutschen Wort ähneln. Das hat es mir leicht gemacht Dänisch zu lernen. Ich motiviere meine Schüler sich für die Transparenz der Sprachen zu öffnen und somit das Wissen, was sie schon über Dänisch und Englisch haben, zu gebrauchen, um Deutsch zu lernen.

Somit leite ich zur nächsten Aufgabe über, wobei es darum geht zu verstehen, was ein Deutscher sagt. Ich ermutige die Schüler genau hinzuhören und die Worte zu finden, die sich ähneln oder vielleicht im Kontext der gestellten Frage, zu erraten, was die deutsche Person sagt.

 

 

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Ich möchte an dieser Stelle erwähnen:

In einer anderen Unterrichtsstunde würde ich eine ähnliche Aufgabe machen mit einem unbekannten Text. Auch hierbei würde ich auf die Transparenz vieler Worte aufmerksam machen, aber auch auf Unterschiede und vor allem „falsche Freunde“. Aufgrund des Zeitmangels priorisiere ich die „falschen Freunde“ in dieser Unterrichtseinheit nicht, obwohl ich es auch für sehr wichtig halte.

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Übung 3 - “Ich treffe eine deutsche Frau und habe ein Gespräch mit ihr” – eine authentische Situation.

 

Die Schüler arbeiten immer noch in 4er Gruppen (circa 6 Gruppen in der Klasse). Jede Gruppe ist dafür verantwortlich zwei Fragen an die deutsche Frau zu formulieren. Die Fragen sollen sich mit Themen des deutschen Schulsystems, der deutschen Kultur und /oder des deutschen Essens auseinandersetzen. Alle drei Bereiche wurden seit der 5. Klasse im Unterricht schon behandelt. Das ist von Vorteil, weil die Schüler damit auch im Kontext leichter erraten können, was die deutsche Frau antwortet (Ratestrategien üben).

 

Die Gruppen bekommen jetzt circa 5-7 Minuten, um 2 Fragen zu formulieren.

 

In dieser Zeit habe ich die Möglichkeit mich umzuziehen. In der Aufgabe bin ich die deutsche Frau (weil ich eben auch in Wirklichkeit Deutsche bin). Ich habe mir einen anderen Pullover mitgenommen und setze eine Brille auf. Das lockert die Stimmung im Klassenzimmer und macht die Aufgabe authentischer. Zudem öffnet mir das Verkleiden die Möglichkeit in eine andere Rolle zu schlüpfen, was die Situation – eine deutsche Frau zu treffen – noch authentischer macht. Auf die gestellten Fragen antworte ich aus meinem persönlichem Leben und berichte von  meinen Erfahrungen aus meiner Zeit in Deutschland.

 

Die Gruppen (ein Schüler in der Gruppe) stellen jetzt abwechselnd ihre Fragen. Immer wenn die deutsche Frau geantwortet hat, versucht der Schüler, der die Frage stellte, zusammenzufassen, was er/sie verstand. Wenn es Unsicherheiten gibt und der Schüler nicht verstanden hat, was gesagt wurde, kann die Klasse helfen.

 

Ich finde diese Aufgabe sehr wertvoll, weil es der Realität, nämlich das Leben außerhalb des Klassenzimmers, näher kommt – ein authentisches Gespräch mit einer deutsch-sprechenden Person zu führen. Die gestellte Frage eröffnet den Kontext der Antwort und doch ist die Antwort persönlich und deshalb nicht „vorgeformt“. Hierbei wird das Hörverständnis, in authentischer Art und Weise, geübt.   

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